Hempen & Bereuter

Als sehr ansprechend gestaltete sich das Konzert am Sonntag, den 16. März, mit dem Duo Johanna Hempen (Violine) und Mathis Bereuter (Klavier) im Forum des Bernstorff-Gymnasiums. Unter dem Motto „Licht und Schatten“ stellten sie abwechslungsreiche Musik für Violine und Klavier von der Barockzeit bis zur klassischen Moderne vor und moderierten diese auch charmant.

Die beiden jungen Künstler begannen mit dem Urvater der Violinsonate, nämlich mit Johann Sebastian Bachs „Sonate Nr. 1 E-Dur für Violine und Cembalo BWV 1016“. Liest man jedoch die maßgebliche Handschrift des Komponisten, so fällt die Bezeichnung und damit auch die Rangfolge der Instrumente auf: „Sei Sonate a Cembalo concertato è Violino solo, col Basso per Viola da gamba accompagnata se piace“. Das besagt nichts anderes, als dass sich zu diesem frühen Zeitpunkt der 1720er Jahre die Violinsonate noch nicht von der Gattung der Triosonate gelöst hatte und dass das Cembalo die musikalische Hauptrolle spielte, während die Violine trotz ihres hohen Anspruchs „nur“ eine Nebenrolle zugeteilt bekam. Diese Gattungstradition des 18. Jahrhunderts nahm auch Beethoven auf, denn die bis heute sehr beliebte „Frühlingssonate“, die als zweites Großwerk des späten Nachmittags erklang, erschien in der Erstausgabe von 1801 als „Sonate für Klavier und Violine“ F-Dur op. 24.

Mit diesen beiden Werken erfreute das Duo seine Zuhörer auf das Angenehmste, wobei einzig das Klavier gegenüber der zarten Geige zu mächtig erschien und Johanna Hempen mit ihrem für Bach richtig gewählten, zurückhaltenden Ausdruck ohne viel Vibrato etwas auf der Strecke blieb. Dagegen setzte sie sich in der „Frühlingssonate“ stärker durch und konnte mit ihrer Technik brillieren. Trotzdem spielten beide sehr homogen, einfühlsam und mit überzeugender Spielfreude.

Zwei kürzere Werke von Komponistinnen der Spätromantik eröffneten den zweiten Teil des Konzerts: das „Notturno op. 48“ von Emilie Mayer und „Deux Morceaux“ (Zwei Stücke) aus der Feder der früh verstorbenen Lili Boulanger, bevor das Duo als Letztes die „Sonate in g-Moll“ von Claude Debussy eindrücklich zu Gehör brachte. Es ist die letzte vollendete Komposition des Impressionisten, und noch Monate vor seinem Tod spielte er öffentlich bei der Uraufführung den anregenden Klavierpart. Einerseits ist sie gespickt mit modernen Stilmitteln und fremder Harmonik wie Ganztonleitern, andererseits zurückgewandt mit Reminiszenzen an Jean-Philippe Rameau, als Debussy im mittleren Satz dessen „La Poule“ (Die Henne) zitiert.

Mit einer Bearbeitung des Liedes „Bonsoir“ von Debussy verabschiedeten sich die beiden Künstler von ihrem begeisterten Publikum.

(Werner Bodendorff)

Weiter
Weiter

Mischpoke